Das Sandformverfahren

Das Sandformverfahren leitet seinen Namen vom verwendeten Formstoff, dem Formsand ab. Im Kunstguss erlebte dieses Verfahren im 19. Jahrhundert, in der Zeit der Kolossaldenkmäler, eine besondere Blütezeit.

Ausgangspunkt ist das, vom Künstler geschaffene, Modell aus ausreichend festem Material, in der Regel Gips oder Holz. Nach formgerechter Zerlegung des Modells beginnt der Former, ein Kunsthandwerker, seine Arbeit. In zwei- oder mehrteiligen Formkästen formt er das Modell in Formsand ein und es entsteht ein Negativ des Modells.

Da Formsand nicht elastisch ist, müssen alle unterschnittenen Partien eines Modells durch seitlich ausziehbare Sandteile, die sogenannten Kernstücke, abgeformt werden. Die fertig gestampfte Außenform wird wieder auseinandergenommen, um das Modell herauszunehmen, nachdem vorher die Kernstücke mittels der Kerngabel abgezogen und wieder in die Negativform eingepaßt wurden. In den so entstandenen Hohlraum wird nun ein Innenkern, ebenfalls aus Formsand, vorsichtig hineingeformt. Der Kern erhält seine Stabilität durch ein Kerngerüst aus Eisendraht und Eisenstäben. Er füllt zunächst den ganzen Formhohlraum aus, aber im nächsten Arbeitsgang werden einige Millimeter abgetragen, um zwischen Kern und Außenform den Hohlraum für das einfließende Metall zu schaffen. Nach Trocknung der Form und des Kerns wird der Kasten fest zusammengeklammert und mit Hilfe von Einguss und Gusskanälen sowie Steiger das flüssige Metall in den Hohlraum gegossen.

Aus der zerschlagenen Form wird der Rohguss entnommen und dem Ziseleur zur Fertigbearbeitung übergeben. Mit seinen Spezialwerkzeugen führt er die Überarbeitung durch. Mehrteilig gegossene Skulpturen werden zusammengeschweißt. Gussgrate und Schweißnähte werden so weit bearbeitet bis sie praktisch unsichtbar sind. Ziele der Bearbeitung ist, den Guss so genau wie möglich dem Original anzupassen.

Die abschließende Behandlung übernimmt beim Bronzeguss der Patineur. Durch Behandlung mit chemischen Lösungen wird die gewünschte Patina erzielt, die durch Wachs oder Schutzlackierung möglichst lange erhalten wird. Die sich im Laufe der Zeit im Freien aber doch durchsetzende Naturpatina ist von den örtlichen Bedingungen abhängig und in der Farbe kaum beeinflussbar. Durch pflegende Unterstützung aber wird sie von Jahr zu Jahr an Schönheit und Intensität gewinnen.